Die Lagerumschlagshäufigkeit ist eine bedeutende betriebswirtschaftliche Kennzahl, mit deren Hilfe festgestellt werden kann, wie häufig der Lagerbestand eines Unternehmens in einer bestimmten Periode verkauft wird.
Was versteht man unter Lagerumschlagshäufigkeit?
Als Lagerumschlagshäufigkeit bezeichnet man den mathematisch berechneten Wert, der beschreibt, wie häufig ein Produkt oder auch der komplette Lagerbestand eines Unternehmens in einer definierten zeitlichen Periode verkauft worden ist. Statt von der Lagerumschlagshäufigkeit spricht man auch schlicht vom Lagerumschlag. Die alternative Bezeichnung Warenumschlag ist ebenfalls gängig.
Das macht die Lagerumschlagshäufigkeit so wichtig
Die Lagerumschlagshäufigkeit ist eine wichtige Kennzahl, denn ein hoher Lagerumschlag wirkt sich positiv auf eine ganze Reihe anderer betriebswirtschaftlicher Faktoren aus. Ein optimierter Bestand macht nicht nur Kapital frei, sondern verringert auch andere Risiken, die mit steigender Lagerdauer in zunehmendem Maße auftreten.
Geringere Kapitalbindung durch hohe Lagerumschlagshäufigkeit
Je weniger Kapital durch lagernde Waren gebunden wird, desto höher ist natürlich die Liquidität des Unternehmens. Die Vorteile einer hohen Liquidität liegen auf der Hand: Das Unternehmen ist für anstehende Zahlungen besser gerüstet, hat die Möglichkeit zu investieren und kann auch auf unvorhergesehene Kosten reagieren.
Weniger Lagerrisiken
Bei Waren, die lagern, statt an Kunden abgegeben zu werden, bestehen immer Lagerrisiken. So können mit der Zeit Lagerspuren auf den Waren zu sehen sein und ihren Wert mindern, außerdem kann es während der Lagerung zu Schäden kommen, etwa durch Umwelteinflüsse oder Diebstähle.
Höhere Lagerumschlagshäufigkeit bedeutet bessere Bonität
Die Umschlagshäufigkeit ist einer der Faktoren, anhand derer Ratingagenturen die Kreditwürdigkeit von Unternehmen berechnen. Eine schlechte Lagerumschlagshäufigkeit kann also indirekt dazu beitragen, dass die Aufnahme eines Kredits erschwert oder zumindest verteuert wird.
Geringere Lagerkosten
Dieser Vorteil einer hohen Lagerumschlagshäufigkeit ist nicht immer sofort offensichtlich: Je geringer der durchschnittliche Lagerbestand ist, desto niedriger fallen auch die Lagerkosten aus – zumindest, wenn der erhöhte Umschlag zu einer Reduktion von Überbeständen führt.
So berechnet man die Lagerumschlagshäufigkeit
Bei der Lagerumschlagshäufigkeit handelt es sich um einen rein mathematisch ermittelten Wert, dementsprechend muss er durch den Anwender berechnet werden. Die Formel zur Berechnung der Lagerumschlagshäufigkeit ist denkbar einfach:
Lagerabgänge / durchschnittlichen Lagerbestand = Lagerumschlagshäufigkeit
Alternativ kann zur Berechnung auch der Jahresumsatz herangezogen werden:
Jahresumsatz / durchschnittlichen Lagerbestand = Lagerumschlagshäufigkeit
Wie berechnet man den durchschnittlichen Lagerbestand?
Wie sich zeigt, ist zur Berechnung der durchschnittliche Lagerbestand unerlässlich. Doch wie kommt man an den durchschnittlichen Lagerbestand? Auch dieser kann mithilfe einer einfachen Formel geschehen. Er ergibt sich nämlich aus dem Anfangsbestand und dem Endbestand, dividiert durch den Faktor 2:
(Anfangsbestand + Endbestand) / 2 = durchschnittlicher Lagerbestand
Noch exakter kann der durchschnittliche Lagerbestand berechnet werden, wenn der Anfangsbestand mit 12 Monatsbeständen zu einem Faktor addiert wird, den man schließend durch 13 teilt. Das sieht dann so aus:
(Anfangsbestand + Monatsbestand 1 + Monatsbestand 2 …) / 13 = durchschnittlicher Lagerbestand
Was ist eine gute Lagerumschlagshäufigkeit?
Diese Frage ist gar nicht so einfach zu beantworten, da die optimale Lagerumschlagshäufigkeit stark von der jeweiligen Branche abhängig ist. Grundsätzlich sollte die Kennzahl umso höher sein, je größer die Nachfrage nach den entsprechenden Gütern ist. Ein Lebensmittelhändler oder ein Drogist sollten also eine sehr hohe Lagerumschlagshäufigkeit aufweisen, wohingegen sie etwa bei Luxuswaren (beispielsweise Schmuck) deutlich geringer ausfallen darf, ohne dass man sich sofort Sorgen um den Lagerumschlag machen muss.
Die Lagerumschlagshäufigkeit ist also immer nur im Branchenvergleich eine aussagekräftige Kennzahl, eine pauschale Beurteilung ist nicht möglich. In einige Fällen ist die Umschlagshäufigkeit sogar überhaupt keine aussagekräftige KPI.
Hier versagt die Lagerumschlagshäufigkeit
Es gibt einige Bereiche, in denen die Lagerumschlagshäufigkeit überhaupt nicht aussagekräftig ist. Dies trifft zugegebenermaßen nur auf einige sehr spezielle Arten der Lagerhaltung zu, dennoch soll auch auf diese ein kurzer Blick geworfen werden. Es handelt sich dabei vornehmlich um Ersatzteillager und sogenannte Veredelungslager.
Lagerumschlagshäufigkeit bei Ersatzteillagern
In einigen Branchen ist es notwendig, eine mehr oder weniger große Menge an Ersatzteilen stets vorrätig zu haben, oft auch solche, die nur selten gebraucht werden. Die Bevorratung dieser Ersatzteile ist trotzdem unerlässlich, damit im Schadensfall eine rasche Reparatur erfolgen kann. Bei solchen Lagern macht eine Berechnung der Lagerumschlagshäufigkeit natürlich keinen Sinn, da sie naturgemäß nicht auf eine möglichst hohe Umschlagshäufigkeit ausgerichtet sind.
Nicht alle Produkte sollen schnell aus dem Lager
Eine weitere Ausnahme stellen sogenannte Veredelungslager dar, in denen Waren nicht lagern, weil sie auf einen Abnehmer warten, sondern um zu reifen. Da sich durch den Reifeprozess eine Qualitätssteigerung (und somit auch eine Erhöhung des potenziellen Verkaufspreises) ergibt, ist eine große Lagerumschlagshäufigkeit bei Veredelungslagern nicht erwünscht und aufgrund der festgelegten Lagerzeiten für einzelne Produkte auch nicht anwendbar.
Kurz zusammengefasst: Lagerumschlagshäufigkeit
Die Lagerumschlagshäufigkeit ist eine betriebswirtschaftliche Kennzahl, die angibt, wie oft ein Produkt in einem Lager oder auch der gesamte Lagerbestand innerhalb einer bestimmten Periode verkauft und durch neue Ware ersetzt wird. Eine hohe Lagerumschlagshäufigkeit bringt eine ganze Reihe von Vorteilen mit sich und ist darum anzustreben. Wie hoch die ideale Lagerumschlagshäufigkeit jedoch ist, hängt stark von der jeweiligen Branche ab.